Geschichten aus über 90 Jahren SEW-EURODRIVE: Josef Schmidt

Forschung bei SEW-EURODRIVE: Zukunftskonzepte greifbar ma

Josef Schmidt, Leiter Forschung Technik Deutschland
Josef Schmidt, Leiter Forschung Technik Deutschland

Ich bin 60 Jahre alt, verheiratet und habe drei Kinder. 1981 bin ich bei SEW-EURODRIVE eingestiegen. Genau in diesem Jahr hat die Geschäftsleitung erstmals bekanntgegeben, dass SEW-EURODRIVE der weltweit führende Getriebemotorenhersteller ist.

Perfekter Start ins Berufsleben mit weitreichenden Konsequenzen

Ich kann mich immer noch sehr gut an meinen ersten Arbeitstag bei SEW-EURODRIVE erinnern. Damals war ich Student an der Dualen Hochschule Karlsruhe und habe dort Elektrotechnik studiert. Mein erster Arbeitsplatz war in Graben in der Lehrwerkstatt und im dortigen Motorenprüffeld. Die Erfahrungen dort haben mich nachhaltig geprägt. Damals war die Firma noch sehr überschaubar und es entstand ein sehr breites Netzwerk. Manche dieser Kontakte sind heute noch aktuell.

Kosten immer im Auge behalten

Auf meinen ersten eigenen Auftrag bin ich besonders stolz. Im Jahr 1984 habe ich den Auftrag von Herrn Ernst Blickle bekommen, ein neues Bremssystem zu entwickeln. Im Februar 1985 habe ich mit meinen Kollegen den ersten Prototyp für das neue Bremssystem vorgestellt. Herr Blickle war von der Lösung sehr angetan, holte einen Geldschein aus seiner Börse und sagte deutlich: „Mehr darf das nicht kosten!“

Es war eine große Herausforderung, das gesetzte Ziel zu erreichen, aber gemeinsam mit meinen Kollegen haben wir diese Aufgabe mit Erfolg gemeistert. Die damals entwickelte Bremsengruppe ist immer noch Teil des Produktportfolios und das bis heute meistverkaufte Elektronikteil. Die Automatisierung unserer Fertigung hat die Kostenziele dieser Komponente dann vollends erfüllt.

Immer auf der Suche nach den richtigen Antworten

In den Jahren 1988-1989 gab es viele Diskussionen in der SEW--EURODRIVE um unsere Zukunft. Eine der großen Aufgaben war es, die Elektronikentwicklung neu zu strukturieren. Es wurden viel verschiedene Gruppen gegründet: Leistungselektronik, Konstruktion, Konfiguration von Stücklisten und Geräten, Signalelektronik: Kommunikation, Bediengeräte, Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Entwicklungsunterstützende Software CAD-Programme, elektronisches Layout und Simulation. Das war und ist nach wie vor sehr anspruchsvoll. Es wurden breitere Strukturen für die Elektronik geschaffen und viel in qualifiziertes Personal, neue Technologien und Werkzeuge investiert.

Was mir besonders an meiner Arbeit bei SEW-EURODRIVE gefällt, ist die Möglichkeit, persönlich an der Ausarbeitung von Konzepten teilnehmen zu können. Auch dass wir unabhängig daran arbeiten können und immer die volle Unterstützung seitens des Gesellschafters und der Geschäftsführung haben, ist sehr motivierend.

Wechselstromtechnik als Zukunftstechnologie

Josef Schmidt, Prüffeld
Josef Schmidt, Prüffeld
Josef Schmidt, Prüffeld

Wir mussten uns damals mit neuen grundlegenden Produktideen auseinandersetzen. Von der Gleichstromtechnik hin zur Wechselstromtechnik, das war für uns die Zukunftstechnologie. So entwickelten wir neue Konzepte und arbeiteten uns in für SEW-EURODRIVE neue Technologien ein. In dieser Zeit sind viele neue Produkte entstanden, beispielsweise der Frequenzumrichter MOVITRAC® 31C mit eigenem Profil. Danach wurden mehrere Baugrößen und somit die ganze Umrichter-Baureihe entwickelt. MOVIDRIVE®, MOVIDYN®, MOVIMOT® folgten. Diese Produkte waren und sind immer noch sehr erfolgreich.

Rainer und Jürgen Blickle haben, wie auch ihr Vater Ernst Blickle, die neuen Ideen und die Entwicklungsabteilung immer unterstützt. Ihr Vertrauen und ihre Weitsicht haben uns damals extrem geholfen. SEW-EURODRIVE hat viel investiert, was die Entwicklung von neuen Produkten voranbrachte. Wir profitieren heute noch davon.

Was kommt nach der dezentralen Technik?

Seit 2001 hat die neu gegründete Hauptabteilung „Innovation Mechatronik“, deren Leitung ich inne hatte, an der Akzeptanz von neuen Produktideen gearbeitet, um Antworten auf Trends wie Modularisierung, Flexibilisierung, Wiederverwendbarkeit und Mobilität zu finden.

Auch in dieser Phase sind erfolgreiche, modulare und flexible Produkte entstanden: MOVIFIT®, MOVIPRO®, MOVIGEAR® SNI, eigene Funktechnik: Schlitzhohlleiter, eine ganze Familie eigens entwickelter Geber, mobile Technik: MOVITRANS®, Elektrohängebahn, eigene Steuerungswelt: MOVIMOT®, sicherheitstechnische Steuerungsstrukturen.

Ab 2008 haben wir uns dem Thema Industrie 4.0 gewidmet. Inhalte wie Mensch-Maschine-Schnittstelle, Assistenzsysteme, Smart Factory stehen nun auf der Agenda. SEW-EURODRIVE hat auch hier eigene Kompetenzen aufgebaut und sowohl spezielle Produkte als auch maßgeschneiderte Lösungen entwickelt.

Leben und arbeiten in der Zukunft

Mein Lebensmittelpunkt hat sich nach und nach in die SEW-EURODRIVE verlagert. Wir müssen immer wieder verschiedene Probleme lösen, Ideen liefern und diese durch neue Patente absichern sowie Strukturen errichten, um SEW-EURODRIVE immer weiter voranzubringen. All das dient dazu, die Zukunft von SEW-EURODRIVE zu sichern. Genau das macht meine Arbeit sehr vielseitig, abwechslungsreich und interessant.

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