Bruchsal/Graben-Neudorf, 21.05.2025 • Auch in diesem Jahr hat die SEW-EURODRIVEStiftung den mit 2500 Euro dotierten Studienpreis verliehen. Am 16. Mai 2025 konnten in einem Festakt rückwirkend für 2024 vier weibliche und 14 männliche Nachwuchswissenschaftler die Auszeichnungen für ihre herausragenden Abschlussarbeiten entgegennehmen.
Gastgeber Jürgen Blickle, CEO von SEW-EURODRIVE und Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, sowie Prof. Dr. Fritz Klocke, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, begrüßten die Gäste im Kundencenter in Graben-Neudorf. COO Dr. Jörg Hermes stellte anschließend das Familienunternehmen SEW-EURODRIVE historisch, technologisch und wirtschaftlich vor. Dazu verwendete er stimmungsvolle Bilder und Videos zur Entwicklung des heute global agierenden Spezialisten der Antriebstechnik und Automatisierung: So habe Ernst Blickle Mitte der vierziger Jahre, als er in Graben-Neudorf nach ausreichend Raum für die Erweiterung seiner Produktion suchte, mit den dort ansässigen Bauern über den Verkauf von Spargelfeldern verhandelt. Als dann sein Sohn Jürgen Blickle in den Neunzigern die Expansion des Unternehmens nach China vorantrieb, sei es ihm ganz ähnlich gegangen: „Damals gab es in Tianjin nur diese Straße nach Peking und links und rechts davon weite Reisfelder, wo heute die Fertigungswerke von SEW-EURODRIVE stehen,” veranschaulicht Dr. Jörg Hermes. Heute sei China mit weiteren Standorten im Land zum aktuell größten Markt der SEW-EURODRIVE angewachsen.
Werksführung begeistert
Bevor es zum spannenden Programmpunkt weiterging, stimmte Christian Mayer, Geschäftsführer Produktion, die Anwesenden mit Zahlen und Fakten auf die Werksführung ein, welche durch die neuen Hallen Süd und Nord führen sollte. „Never touch a part” laute die Philosophie des Unternehmens für die neue Teilefertigung in Halle Nord, erklärte Christian Mayer. Roboter und autonome Fahrzeuge nehmen dort den Mitarbeitenden die schwersten Arbeiten ab und schaffen damit Freiräume für wichtigere Aufgaben. Wie das funktioniert und in einer modularen und vernetzten Produktion nach modernsten Gesichtspunkten produziert wird, davon konnten sich die jungen Talente, ihre Professoren und Begleitpersonen dann vor Ort ein Bild machen. „Ich habe auf dem Rundgang mit einigen der Studienpreisträger gesprochen, wie ihnen der Gang durch die Fertigungshallen gefallen hat, berichtete später Prof. Dr. Fritz Klocke. „Super und so sauber” sei die einhellige Antwort gewesen. „SEW-EURODRIVE produziert nicht nur viele Komponenten, sondern tut auch sonst so viel im Umfeld. Das hatte ich so nicht erwartet,” bringt es ein Preisträger auf den Punkt.
Festrede von Prof. Dr. Hermann J. Stadtfeld
Eine weitere feste Tradition bei der Studienpreisverleihung ist die sogenannte Ernst-Blickle-Vorlesung, die üblicherweise vom letztjährigen ERNST-BLICKLE-Preisträger gehalten wird. Prof. Dr. Hermann J. Stadtfeld, der Preisträger von 2024, war dazu eigens aus Rochester, New York (USA) angereist. Der Vizepräsident bei Gleason Corporation sprach zum Thema „Eine konservative Industrie erlebt die atemberaubende Innovation des Trockenverzahnens”. Da habe sich sicher so manch einer gedacht: „Trockenverzahnung? Das wird sicher ein trockener Vortrag,” lächelte Prof. Stadtfeld. Das überwiegend akademisch-wissenschaftliche Publikum zeigte sich jedoch beeindruckt von den vielen zu berücksichtigenden Stellschrauben, die für das Umstellen vom Nassverzahnen auf das Trockenverzahnen bei der Fertigung von Verzahnteilen berücksichtigt und gemeistert wurden. Der Erfolg blieb nicht aus und die neue Technologie erlebte einen raschen Siegeszug in die sonst oft eher zurückhaltende und konservative Industrie. Zu groß sei der Win-Win-Effekt gegenüber dem früheren Nassverzahnen gewesen hinsichtlich Umweltfreundlichkeit und wirtschaftlicher Einsparungen. „Innovation ist, wenn der Kunde ‘Hurra’ schreit,” resümierte dementsprechend Prof. Stadtfeld.
Verleihung des Studienpreises
Der visionären Vorlesung folgte die Verleihung der Studienpreise an die 18 Preisträgerinnen und Preisträger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Baden-Württemberg war dabei gleich siebenfach vertreten: Drei junge Menschen haben am Karlsruher KIT absolviert, ein Preisträger an der Hochschule Karlsruhe, zwei der Geehrten an der Universität Stuttgart und ein weiterer Studienpreisträger hatte seine herausragende Abschlussarbeit an der Universität Mannheim abgelegt. „Ich kenne SEW-EURODRIVE vom Studium her und ein Freund von uns arbeitet bei SEW-EURODRIVE,” berichtet Victor Leon Mas, Absolvent vom KIT und ist stolz darauf, von der Stiftung dieses Unternehmens den diesjährigen Studienpreis verliehen zu bekommen.
Zum Abschluss konnte stellvertretend für alle Ausgezeichneten Felix Thömmes einen Einblick in seine herausragende, am KIT durchgeführte Masterarbeit „Sensor Pen Trajectory Reconstruction Using Spiking Neural Networks“ geben. Felix Thömmes ist seit Abschluss seines Masterstudiengangs wissenschaftlicher Mitarbeiter am KIT im Institut für Regelungs- und Steuerungssysteme (IRS). In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit einem Sensor-Kugelschreiber, der mit einem neuromorphem Chip ausgestattet ist. Mit diesem Stift, der die Handschrift digitalisiert, sollen Grundschüler zukünftig statt auf dem Tablet digitalisiert auf Papier schreiben lernen. Ziel ist es, ihnen ein direktes Feedback zu ermöglichen, wie gut und genau ihre Schrift ist und welche Schreibfehler ihnen unterlaufen sind. „Die Technologie dahinter stützt sich auf sogenannte Spiking Neural Networks”, erklärte Felix Thömmes. Diese orientierten sich an einzelnen diskreten Impulsen und seien damit nicht nur näher an biologischen neuroanalen Netzen als die klassischen neuronalen Netze, die sehr komplex seien. Im Vergleich zu letzteren könne mit der Spiking-Technik die Rechenleistung drastisch reduziert und somit der Energieverbrauch um mehr als 97 Prozent gesenkt werden. Allerdings müsse noch an der Genauigkeit des digital wiedergegebenen Schriftbilds gefeilt werden, räumte Felix Thömmes in seinem Fazit ein.
Über die SEW-EURODRIVE-Stiftung
Die SEW-EURODRIVE-Stiftung wurde am 30. November 1989 von Edeltraut Blickle, der Mutter des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Blickle, zum Gedenken an ihren im Juli 1986 verstorbenen Ehemann Ernst Blickle ins Leben gerufen. Mit dem Studienpreis in Höhe von 2500 Euro zeichnet die SEW-EURODRIVE-Stiftung jedes Jahr herausragende wissenschaftliche Arbeiten und Projekte in den Fachrichtungen Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften aus. Alle zwei Jahre ehrt die Stiftung mit dem ERNST-BLICKLE-PREIS eine Persönlichkeit in Forschung und Unternehmen für ihre wissenschaftliche Leistung und ihr unternehmerisches Engagement zum Fortschritt und zum Wohle der Gesellschaft. Die SEW-EURODRIVE-Stiftung sieht sich dabei als Mittler zwischen freier Forschung, ökonomischer Effektivität und sozial-ökologischer Verantwortung.
SEW-EURODRIVE-Stiftung ehrt wissenschaftlichen Nachwuchs der DACH-Region mit dem Studienpreis 2024.